Der Bodenkampf um Oranienburg

 

In den letzten Wochen des 2. Weltkrieges versuchte die Rote Armee durch eine Zangenbewegung Berlin ein zukessel. Am 18. April 1945 beginnt die 1. Weißrussischen Front mit der nördliche Umklammerung Berlins aus den Raum Bernau.

Starke Verbände der Roten Armee gehen am morgen des 21. April 1945 gegen Oranienburg vor.

Zwischen Oranienburg und Spandau sollen deutsche Truppen ein Speerlinie ausbauen, die die Zangenbewegung stoppen bzw. durchstoßen soll. Die nördlich von Berlin stehende Armeeabteilung Steiner, die sich in erster Linie aus den SS-Divisionen "Nordland", "Nederland", "Langsmark" und "Wallonie" zusammensetzte, die aus freiwilligen anderer europäischer Länder gebildet wurden, ist zu schwach um dieses Vorhaben zu realisieren. In aller Eile wird eine Sicherungsfront entlang des Oder-Havel-Kanals über Oranienburg bis Spandau aufgebaut. Der Oder-Havel-Kanal nördlich und südlich von Oranienburg wird mehr und mehr als natürliches Hindernis zu starken Abwehrstellung ausgebaut.

Im SS Führungs-Haupt-Amt bei Besskow werden zwei schwache Bataillone unter Führung von Sturmbannführer Braun und Obersturmbannführer Radke, gebildet, die nach der Auffüllung durch Angehörige der Luftwaffe und der Kriegsmarine mit Bussen westlich um Berlin in den Raum Oranienburg gebracht werden. Gleich nach der Ankunft greifen sie in das Kampfgeschehen ein, werden aber von den sowjetischen Kräften zurückgeworfen. 

Die Brutalität der Kriegführung in den eigenen Reihen wird durch einen Befehl Hitlers vom 21.April 1945 deutlich in dem er u.a. fordert, dass die Zangenbewegung von Norden in Richtung Berlin zu durchstoßen ist, ein Ausweichen nach Westen ist verboten, wer sich dieser Anordnung nicht bedingungslos fügt, ist festzunehmen und augenblicklich zu erschießen.  

Am 22.04.1945 stehen die sowjetischen Truppen mit ihren Spitzen in Hennigsdorf, Hohen-Neuendorf und Birkenwerder. Die Tagesmeldung der Heeresgruppe belegt auch, dass der „nach Nordwesten vordringende Feind in den Südteil Oranienburgs eingebrochen ist“. Um den Vormarsch der Roten Armee aufzuhalten werden am 22. April die Brücken? bei Sachsenhausen und am 23. April die Eisenbahn- und Straßenbrücke bei Kreuzbruch durch deutsche Einheiten gesprengt.

Am 22. April stehen die Spitzen der Roten Armee nördlich von Spandau in Hennigsdorf, Hohen-Neuendorf und Birkenwerder. Oranienburg wurde dabei südlich umgangen, wobei aber Truppen in den Südteil Oranienburgs vorstoßen. Sowjetische Truppen versuchen mit Aufklärungsvorstößen von Osten in Oranienburg einzudringen, was aber nicht gelingt.

Über die Eisbahnlinie Lehnitz-Borgsdorf bildet sich am Abend dieses Tages ein sowjetischer Brückenkopf der schnell ausgeweitet wird und die Hauptbasis zum Vorstoß über die Havel bilden soll.

Nördlich von Oranienburg, in Freienhagen, war die Kampfgruppe Schirmer mit über 2.000 Mann stationiert, überwiegend Rekruten aus Ausbildungsregimentern. Westlich von Oranienburg, in Schwante stand die Kampfgruppe Harzer mit über 1.000 Mann. In den folgenden Tagen werden weitere deutsche Truppen im Raum Oranienburg konzentriert.

Die Angriffe der Roten Armee werden immer heftiger. Beiderseits Oranienburg kommt es an mehreren Stellen zu Durchbrüchen über die Havel. Oranienburg, Germendorf, Friedrichsthal und Velten werden besetzt. Zwischen Hennigsdorf und Nieder-Neuendorf wird nach starker Artillerievorbereitung ein weiterer Brückenkopf gebildet aus dem die weitere Umklammerung Berlins vorbereitet wird.

Bei Bernöwe gelingt es der Roten Armee mit 15 Booten über den Oder-Havel-Kanal zu setzen.

Am Abend des 23. April stehen die sowjetischen Truppen vor Schwante und im Kremmener Forst.

Neben der Umklammerung Berlins versuchen die sowjetischen Truppen auf breiter Front von Oranienburg aus nach Westen vorzugehen. sie stehen vor dem Ruppiner Kanal. Nördlich von Germendorf, an der südlichen Seite des Ruppiner Kanals wird noch ein deutscher Brückenkopf gehalten, der Brückenkopf Oranienburg.

Bis zum 24. April werden weitere deutsche Truppen nördlich von Oranienburg konzentriert. Vielfach Verbände, die aus Rekruten bestehen, die erst seit zwei, drei Wochen die Uniform tragen.

Aus dem Brückenkopf Oranienburg wird am 25. April ein deutscher Angriff Richtung Berlin zur Durchtrennung der Zangenbewegung der Roten Armee geführt. Nach heftigen Kämpfen kommt der Angriff an der Bahnlinie am nördlichen Ortsrand von Germendorf zum stehen. Auch am nächsten Tag finden hier heftige Kämpfe statt.

In der Nacht zum 26. April bildet sich ein kleiner sowjetischer Brückenkopf über den Oder-Havel-Kanal nöördlich von Neuholland und nördlich von Sachsenhausen. In der Folge wird Neuholland und Sachsenhausen besetzt, wobei Neuholland wieder geräumt wird.

Der Brückenkopf Oranienburg wird auch am 27. April heftig umkämpft und in der Folge von den sowjetischen Truppen eingenommen.

Sachsenhausen wird auch am 27.April hart umkämpft, sowjetische Truppen dringen jetzt in den südost Teil des Ortes ein.

Schwere Kämpfte toben in dem Brückenkopf nördlich von Neuholland.

Die Kämpfe um die Brückenköpfe bei Sachsenhausen und Neuholland dauern bis zum Morgengrauen des 29. April, danach ist der Widerstand der deutschen Truppen gebrochen. Die Absetzbewegung Richtung West setzt ein.

Die nüchterne Darstellung der Kampfhandlungen im Raum Oranienburg sollen nicht darüber hinweg täuschen, dass dabei auf beiden Seiten ein hoher Blutzoll gezahlt wurde und das Maß der Zerstörung groß war. Die gesprengten Brücken über den Oder-Havel-Kanal zwischen Grabowsee und Friedrichsthal und die Hohenwerder Brücke vor Bernöwe sind als stumme Zeugen heute noch zu besichtigen. Auch lässt sich das Ausmaß der Kämpfe an den Gräbern der gefallenen Soldaten erkennen. So liegen auf dem sowjetischen Friedhof in der Bernauer Straße in Oranienburg 500 gefallene Rotarmisten und in der kleinen Ortschaft Bernöwe sind es 130. Weitere dieser Stätten in der Umgebung von Oranienburg ließen sich benennen. Leider ist die Zahl der Gefallenen auf deutscher Seite nicht genau fest zustellen.