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19.04.2003 VOR ORT : OBERHAVEL : AUF EINEN BLICK

MITGLIEDER DER ORANIENBURGER ARBEITSGEMEINSCHAFT FLIEGERSCHICKSALE FAHREN ZUR TRAUERFEIER NACH BELGIEN
Verunglückter Pilot nach 58 Jahren beigesetzt


AXEL KNOPF

ORANIENBURG/BRÜSSEL
Die Szene auf dem Friedhof in Brüssel hat Mario Schulze tief bewegt. Als der Sarg mit den sterblichen Überresten des im Zweiten Weltkrieg bei Malz tödlich verunglückten belgischen Piloten Jacques Groensteen in die Gruft eingebettet war, gab Daniel Cox seinem Verwandten eine Hand voll Erde mit ins Grab. Sie stammte aus dem Geburtsort des Toten sowie aus Malz. An der Stelle, wo Groensteen kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs mit seinem Jagdflugzeug abstürzte, hatte Cox bei einem Besuch im Februar etwas Erde eingesammelt. Der Oranienburger Arbeitsgemeinschaft Fliegerschicksale, zu der Mario Schulze gehört, ist es zu verdanken, dass das Schicksal des Jagdfliegers nach 58 Jahren geklärt werden konnte.

Zusammen mit Rüdiger Kaddatz hat Mario Schulze am 8. April an der Beisetzung teilgenommen. Für die Arbeitsgemeinschaft Fliegerschicksale und der Gemeinschaft ehemaliger Jagdflieger legten die beiden Oranienburger zwei Blumengebinde am Grab von Jacques Groensteen nieder. Als eine "große Ehre" bezeichnet Schulze die Einladung. "Für uns war es selbstverständlich, nach Belgien zu fahren." Hochrangige Militärs aus verschiedenen Ländern haben dem toten Piloten die letzte Ehre erwiesen.

Am 5. Februar war Jacques Groensteens Sarg von Friedrichsthal nach Belgien überführt worden. In der Friedrichsthaler Dorfkirche hatte es zuvor eine Gedenkfeier für den lange vermissten Piloten gegeben, an der auch der Verwandte des Toten und der belgische Botschafter Lode Willems teilnahmen.

Anhand von Wrackteilen haben die Mitglieder der Oranienburger Arbeitsgemeinschaft die Spitfire von Groensteen identifiziert. Die englische Maschine von Groensteen berührte den Boden, als er sie wahrscheinlich in eine günstige Kampfposition bringen wollte. Für die Recherche sind die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft zweimal nach England geflogen.

Die bei Malz gefundenen Teile des Jagdflugzeuges nahmen Rüdiger Kaddatz und Mario Schulze mit nach Belgien. Die Hobbyhistoriker übergaben die Fundstücke der 350. Jagdfliegerstaffel in Florenness. Der Luftwaffenstützpunkt der belgischen Armee liegt etwa eine Autostunde südöstlich von Brüssel. "Der Kommandeur gab uns sogar eine dreistündige private Führung durch den Stützpunkt", sagt Mario Schulze.

Nach dem Zweiten Weltkrieg galten noch 36 belgische Piloten als vermisst. Nachdem das Schicksal von Groensteen aufgeklärt ist, sind es noch 35. Am Ostersonntag ist es genau 58 Jahre her, dass Jacques Groensteen bei Malz fiel. Er wurde 22 Jahre alt.
Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung              ID: 108661