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06.02.2003 VOR ORT : OBERHAVEL : AUF EINEN BLICK

BELGIER KOMMEN ZU DER GEDENKFEIER FÜR DEN IM KRIEG ABGESTÜRZTEN PILOTEN
Antworten nach 58 Jahren


AXEL KNOPF

FRIEDRICHSTHAL Paul Boddin hat nie aufgehört, sich mit dem Schicksal von Jacques Groensteen zu beschäftigen. Er fragte bei Behörden nach, ging zu Veteranentreffen. Doch die erwünschten Antworten erhielt der heute 79-jährige Belgier erst durch die intensive Forschungsarbeit der Oranienburger Arbeitsgemeinschaft Fliegerschicksale. In der Friedrichsthaler Dorfkirche nahm Boddin gestern an einer Gedenkfeier zu Ehren des lange vermissten belgischen Piloten Groensteen teil.

Kurz vor Kriegsende, am 20. April 1945, war Groensteen mit seinem Jagdflugzeug auf einer Wiese bei Malz tödlich verunglückt. 58 Jahre stand sein Name auf der Liste der Vermissten des Zweiten Weltkriegs.

Der belgische Botschafter Lode Willems bezeichnete es als "äußerst wichtig", dass mit Hilfe der deutschen Freunde dieses Kapitel abgeschlossen werde und die Familie sich von dem Verstorbenen verabschieden könne. Zu der Feier waren auch belgische Militärs gekommen. Im Anschluss des Gedenkens in Friedrichsthal wurde der Sarg mit den sterblichen Überresten nach Belgien gebracht. Bei einer letzten Ehrung soll Groensteen auf dem Brüsseler Luftwaffenfriedhof beigesetzt werden.

Neben dem stellvertretenden Landrat Michael Ney, Oranienburgs Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke und Friedrichsthals Bürgermeister Wilfried Messow nahmen auch Rüdiger Kaddatz, Uwe Rathenow und Mario Schulze von der Arbeitsgemeinschaft Fliegerschicksale an der Gedenkfeier teil. In ihrer Freizeit suchen die Hobbyhistoriker nach Flugzeugteilen und nach Hinweisen auf vermisste Personen. Anhand von Wrackteilen konnten sie Groensteens Maschine identifizieren. Nur ein einziges Spitfire-Jagdflugzeug mit einem so großen und schweren Motor ist seinerzeit im Raum Berlin abgestürzt, erläuterte Schulze. Die englische Maschine des damals 22-Jährigen berührte den Boden, als er sie wahrscheinlich in eine günstige Kampfposition bringen wollte. Für die Recherche sind Mitglieder der Oranienburger Arbeitsgemeinschaft zweimal nach England geflogen. "Schon im frühen Stadium waren wir uns sicher, dass es sich um Jacques Groensteen handelt", erzählte Rüdiger Kaddatz.

Auf das Schicksal, das die Familie Groensteen im Zweiten Weltkrieg ereilte, machte der Pfarrer der heute noch bestehenden englischen Fliegerstaffel aufmerksam. Auch der Bruder von Jacques Groensteen ließ im Krieg sein Leben.

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung                  ID: 96946