AXEL KNOPF
FRIEDRICHSTHAL Paul Boddin hat nie
aufgehört, sich mit dem Schicksal von Jacques Groensteen zu
beschäftigen. Er fragte bei Behörden nach, ging zu
Veteranentreffen. Doch die erwünschten Antworten erhielt der heute
79-jährige Belgier erst durch die intensive Forschungsarbeit der
Oranienburger Arbeitsgemeinschaft Fliegerschicksale. In der
Friedrichsthaler Dorfkirche nahm Boddin gestern an einer Gedenkfeier
zu Ehren des lange vermissten belgischen Piloten Groensteen teil.
Kurz vor Kriegsende, am 20. April 1945, war Groensteen mit seinem
Jagdflugzeug auf einer Wiese bei Malz tödlich verunglückt. 58
Jahre stand sein Name auf der Liste der Vermissten des Zweiten
Weltkriegs.
Der belgische Botschafter Lode Willems bezeichnete es als
"äußerst wichtig", dass mit Hilfe der deutschen Freunde
dieses Kapitel abgeschlossen werde und die Familie sich von dem
Verstorbenen verabschieden könne. Zu der Feier waren auch belgische
Militärs gekommen. Im Anschluss des Gedenkens in Friedrichsthal
wurde der Sarg mit den sterblichen Überresten nach Belgien
gebracht. Bei einer letzten Ehrung soll Groensteen auf dem
Brüsseler Luftwaffenfriedhof beigesetzt werden.
Neben dem stellvertretenden Landrat Michael Ney, Oranienburgs
Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke und Friedrichsthals
Bürgermeister Wilfried Messow nahmen auch Rüdiger Kaddatz, Uwe
Rathenow und Mario Schulze von der Arbeitsgemeinschaft
Fliegerschicksale an der Gedenkfeier teil. In ihrer Freizeit suchen
die Hobbyhistoriker nach Flugzeugteilen und nach Hinweisen auf
vermisste Personen. Anhand von Wrackteilen konnten sie Groensteens
Maschine identifizieren. Nur ein einziges Spitfire-Jagdflugzeug mit
einem so großen und schweren Motor ist seinerzeit im Raum Berlin
abgestürzt, erläuterte Schulze. Die englische Maschine des damals
22-Jährigen berührte den Boden, als er sie wahrscheinlich in eine
günstige Kampfposition bringen wollte. Für die Recherche sind
Mitglieder der Oranienburger Arbeitsgemeinschaft zweimal nach
England geflogen. "Schon im frühen Stadium waren wir uns
sicher, dass es sich um Jacques Groensteen handelt", erzählte
Rüdiger Kaddatz.
Auf das Schicksal, das die Familie Groensteen im Zweiten Weltkrieg
ereilte, machte der Pfarrer der heute noch bestehenden englischen
Fliegerstaffel aufmerksam. Auch der Bruder von Jacques Groensteen
ließ im Krieg sein Leben.
|