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Von Axel Knopf
Kurz nach dem Absturz
des englischen Bombers im Wald bei Wensickendorf war Peter Stephan am Unglücksort.
Deutsche Soldaten nahmen ihn damals zu dem streng bewachten Wrack mit. Der
Wensickendorfer war im Januar 1944 gerade neun Jahre alt. Die Unfallstelle
hat Stephan als ziemlich kompakt in Erinnerung. Der eigentliche
Aufschlagsbereich sei nicht größer als 50 Meter gewesen.
In dem völlig demolierten Heck der Maschine kletterte er sogar herum.
"Ich habe mich über die Unmenge von Kabeln gewundert", erzählt
der heute 68-Jährige. Der Bug der Maschine war nur noch Asche.
Nachdem Stephan am Dienstag gelesen hatte, dass die Arbeitsgemeinschaft
Fliegerschicksale Zeitzeugen suchte, meldete er sich bei der MAZ. "Ich
hatte bisher immer angenommen, dass der Fall längst abgeschlossen
ist", sagt der Wensickendorfer.
"Peter Stephan hat mehrere von unseren Vermutungen bestätigt",
freut sich Arbeitsgemeinschaftsmitglied Mario Schulze. "Zusammen mit
ihm werden wir jetzt noch einmal zur Absturzstelle fahren."
Ob er direkt am Tag nach dem Unglück vor Ort war, kann Stephan heute nicht
mehr mit Sicherheit sagen. Jedenfalls sei es ein Vormittag und an der
Hauptaufschlagsstelle wäre es noch etwas warm gewesen. Die zur Bewachung
abkommandierten deutschen Soldaten waren in der alten Wensickendorfer Försterei
untergebracht, wo Stephan aufgewachsen ist. Deshalb nahmen sie ihn mit zu
dem Wrack. Wenige Tage nach dem Unglück wurden die Reste der Maschine
abtransportiert. Gut erinnern kann sich Stephan an die Kleidung der Engländer.
"Die Uniformen waren völlig anders als die der deutschen Soldaten.
Richtig bunt." Als er bei der Maschine ankam, lag ein totes
Besatzungsmitglied etwa 80 Meter von der Absturzstelle im Wald. "Es
schien, als würde der Soldat schlafen." Weitere Besatzungsmitglieder
hat er nicht gesehen. Von den sieben Soldaten überlebte nur der Pilot.
Nach der Auswertung eines englischen Luftbildes von 1944 hatte die
Oranienburger Arbeitsgemeinschaft Fliegerschicksale erst vor wenigen Tagen
die Absturzstelle ausgemacht. Mario Schulze und Rüdiger Kaddatz fanden
sogar ein Typenschild der Halifax. Der Bomber war in der Nacht vom 20. auf
den 21. Januar 1944 abgeschossen worden. Unklar ist, wo die sechs bei dem
Absturz getöteten Besatzungsmitglieder begraben liegen. Laut englischen
Unterlagen wurden sie "lokal" beerdigt. Nur wo?
Die Arbeitsgemeinschaft hofft auf weitere Zeitzeugen wie Peter Stephan.
"Seine Erinnerungen sind für uns sehr hilfreich", sagt Mario
Schulze.
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