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Nach 61 Jahren wird
Erna Gerstenbühler aus Malz den US-Amerikaner Charles Wayne Beigel
wiedersehen. Der ehemalige Bomber-Co-Pilot, heute 82 Jahre alt, kommt auf
Einladung der "AG Fliegerschicksale" Oranienburg in wenigen Wochen
nach Deutschland.
Die erste Begegnung mit dem Amerikaner kann Erna Gerstenbühler, heute 79,
nicht vergessen. Am 22. März 1944 hörte sie ein lautes Brummen über dem
Gehöft Schweizer Hütte bei Malz. "Da kommt ein Flugzeug
runter!", schrie ihre Mutter. Die Bewohner rannten nach draußen.
"Da sahen wir den Bomber auch schon. Er hatte nur noch links einen Flügel
und stürzte steil nach unten", erinnert sich die Rentnerin. Plötzlich
rückte ein Mann am Fallschirm ins Blickfeld, der damals 22-jährige
Leutnant der US Air Force, Charles Wayne Beigel. "Er versuchte ganz
merkwürdig in der Luft zu laufen", erzählt die Malzerin. Später hörte
sie, dass der Pilot auf der Flucht durch die Havel geschwommen und in einem
Waldstück festgenommen worden sei.
Bei ihrer Befragung von Zeitzeugen in Oranienburg und Umgebung habe die AG
Fliegerschicksale bereits 1999 einen ersten Hinweis über den Bomberabsturz
bei Schweizer Hütte erhalten, berichtet Mario Schulze von der AG. In den
Militärarchiven fanden sich später Informationen über das Geschehen, bei
dem acht Besatzungsmitglieder des B-24-Bombers "Liberator" ihr
Leben verloren. Nur Bordschütze Houchard und Co-Pilot Beigel überlebten.
Mario Schulze gelang es schließlich, Kontakt zu Beigel in den USA
herzustellen und weitere Auskünfte zu erhalten.
Die Recherchen ergaben, dass die Einheit der viermotorigen B-24 "Liberator"
am 22. März 1944 einen Angriff auf die Bramo-Flugmotorenwerke in Basdorf
geflogen war. Beim Zielanflug geriet die Formation in starkes deutsches
Flakfeuer. Die "Liberator" stieß mit einem getroffenen Bomber
zusammen, dabei wurde ihre rechte Tragfläche abgetrennt. "Beigel
geriet in Kriegsgefangenschaft, die für ihn erst nach 13 Monaten am 29.
April 1945 endete", sagt Mario Schulze.
Der US-Veteran hatte großes Interesse an den Forschungen der "AG
Fliegerschicksale". Schließlich hat sich der 82-jährige, der neun
Kinder und 29 Enkel hat, zu einem Besuch in Oranienburg entschlossen. Der
Flug ist schon gebucht. Am 3. Mai wird Beigel in Berlin-Tegel landen. Erna
Gerstenbühler hat schon einen Karte von dem Amerikaner erhalten, mit der er
ihr unter anderen für nächsten Dienstag eine schöne Feier zu ihrem 80. wünscht.
Die Malzerin ist gespannt auf das Treffen mit dem Mann, den sie einst vom
Himmel stürzen sah.
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