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Ein
„Wunderwaffen“-Pilot
Sinnloses
Opfer: Helmut Baudach starb vor 60 Jahren
von Mario Schulze
Das Grab von Helmut Baudach (7.9. 1918- 22.2.1945) befindet sich in der
Kriegsgräberanlage im Zentrum des Oranienburger Friedhofs. Dieser Mann ist
in den Annalen der Luftkriegsgeschichte kein Unbekannter, denn er gehörte
zu einer kleinen Elite von Piloten der Luftwaffe, die in den letzen Monaten
des Krieges eine von Hitlers „Wunderwaffen“ zum Einsatz brachten.
Er war gewiss kein Jagdflieger, der nach Ruhm und Ehre trachtete, aber ein
sehr erfahrener Pilot, denn im Januar 1944 wurde er zu einem Kommando
abgestellt, das den ersten deutschen Düsenjäger – die Messerschmitt
Me-262 – unter Einsatzbedingungen testen sollte. Da es sich bei diesem Typ
um eines der ersten Flugzeuge mit Düsenantrieb handelte, war großes
fliegerisches Können gefordert, um mit den Tücken dieser neuen Technik
zurechtzukommen.
Die ersten Einsätze der Me-262 im Sommer 1944 führten nur zu wenigen
Erfolgen. Baudach erzielte seinen ersten Luftsieg mit der Me-262 am 24.
August 1944 und noch vier weitere folgten bis zum Jahresende.
Doch auch die alliierten Luftwaffe richtete sich auf diese neue Bedrohung
ein. Am 8. November 1944 wird Baudach von der Bomber-Eskorte eines
alliierten Verbandes abgeschossen. Ihm gelingt aber der Absprung mit dem
Fallschirm.
Baudach wird zur 10. Jagdflieger-Staffel auf den Werksflugplatz der
Heinkel-Werke Oranienburg versetzt. Viele ältere Anwohner von Oranienburg/Süd,
Eden oder Leegebruch werden sich an den ersten Einsatz dieser, von der
Nazi-Führung so hoch gepriesenen Wunderwaffe erinnern.
Am Morgen des 22. Februar 1945 heben über tausend Bomber und eben so viele
Jagdflugzeuge der 8. US-Luftwaffe von englischen Flugplätzen ab. Operation
„Clarion“, der Schlag gegen das Verkehrsnetz in Mitteldeutschland, hat
begonnen. Auch vom Oranienburger Flugplatz starten daraufhin die Düsenjäger.
Das Überraschungsmoment wird Helmut Baudach an diesem Tag aber zum Verhängnis.
Der US-Mustang-Pilot Major Wayne Blinkenstaff beschreibt seinen Luftsieg über
eine Me-262 an diesem Tag wie folgt: „Im Nordwesten von Berlin entdeckte
ich in etwa 2500 Metern Höhe östlich von mir eine einzelne Me-262. Ich
ging herunter und kam dem Düsenjäger näher, ohne dass er mich bemerkte.
Aus etwa 600 Metern Entfernung eröffnete ich das Feuer. Der Düsenjäger
begann sofort wilde Ausweichmanöver zu machen. Dann ging der Pilot nach
unten, ich feuerte und erzielte wieder Treffer in seiner linken Turbine.“
Helmut Baudach verlässt bei Schönwalde/Niederbarnim seine abstürzende
Me-262. Doch diesmal überlebt er den Absprung mit dem Fallschirm nicht. Er
zieht sich dabei eine so schwere Kopfverletzung zu, dass er noch am selben
Tag verstirbt.
Auch Baudach wurde Opfer eines Wunschglaubens der Nazi-Führung an die
Leistungsfähigkeit der „Wunderwaffe“ Me-262. Es gibt so genannte
Historiker, die sich der Illusion hingeben, dass bei massenhaftem Einsatz
der Me-262 der Krieg anders geendet hätte. Mit Sicherheit wäre dies
geschehen, es hätte den Bombenkrieg gegen deutsche Städte verlängert,
noch mehr alliierte Flieger wären getötet worden und noch mehr deutsche
Piloten wie Helmut Baudach wären für ein brutales Regime sinnlos geopfert
worden.
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