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An der Absturzstelle
US-Bomberpilot traf nach 61 Jahren Zeitzeugen aus Malz
Von Heiko
Hohenhaus
„Das ist ein netter
Mensch“, sagte Erna Gerstenbühler aus Malz vorgestern über Charles Wayne
Beigel. Arm in Arm standen die beiden am Nachmittag an der Absturzstelle des
B-24-Bombers beim Malzer Vorwerk Schweizer Hütte. Die erste Begegnung der
Deutschen und des US-Amerikaners liegt 61 Jahre zurück. Der durch den
Zusammenstoß mit einem anderen Flugzeug schwer beschädigte Bomber war ganz
in der Nähe des Wohnhauses von Erna Gerstenbühler eingeschlagen. Die
damals 19-Jährige beobachtete, wie Copilot Beigel am Fallschirm hing und hörte
später, dass er in einem Waldstück festgenommen wurde.
„Es ist gut, sich hier von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. Wir hatten
leider früher keine Gelegenheit, miteinander zu sprechen, einander zu
verstehen“, sagte Beigel. Er redete auch mit Mitgliedern des
Fliegerkreises Berlin, ehemaligen Jagdfliegern der deutschen Luftwaffe, die
zu der Gedenkfeier nach Schweizer Hütte gekommen waren.
Ein Gedenkstein der AG Fliegerschicksale erinnert dort seit Mittwoch an die
acht Besatzungsmitglieder, die bei dem Absturz ihr Leben ließen. Rüdiger
Kaddatz und Marion Schulze von der AG verlasen bei der Einweihung die Namen
der Toten. „Sie zahlten den höchsten Preis im Kampf gegen die
Nazi-Diktatur“, so Rüdiger Kaddatz. Die Mitglieder der Oranienburger
Arbeitsgemeinschaft erinnerten an die Qualen der beiden Überlebenden, an
die 13-monatige Kriegsgefangenschaft, die Beigel und der Bordschütze Avery
Houchard erleiden mussten. Houchard fand auch nach dem Krieg keinen Frieden,
wurde mit seinen Kriegserlebnissen nie fertig und nahm sich 1949 das Leben,
wie die AG recherchierte.
Mario Schulze verwies auf das Grauen, das der Absturz für die Bewohner von
Schweizer Hütte bedeutete, die damals nur knapp mit dem Leben davonkamen.
Sie seien in Deutschland sehr freundlich aufgenommen worden, berichteteten
unisono Charles Wayne Beigel, sein Bruder Daniel, die Schwägerin Dorothea
und Enkel Joshua. Das große Interesse an seiner Person mache ihn etwas
verlegen, erzählte der 82-Jährige. Erna Gerstenbühler (80) freute sich,
dass sie mit dem Mann sprechen konnte, den sie als junges Mädchen vom
Himmel stürzen sah.
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