Pressemitteilung Märkische Oderzeitung,08.06.2006

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Wrackteile im Köpenicker Forst


Neue Ausstellung über den Luftkrieg - Englischer Kriegsveteran findet nach sechzig Jahren seine Absturzstelle   von Steffi Bey


der 83-jährige Kriegsveteran Reginald Wilson wandte sich vor einem Jahr mit einer ungewöhnlichen Bitte an das Heimatmuseum Köpenick. Wilson war im Januar 1944 mit einem Flugzeug vom Typ Handley Page "Halifax" über Köpenick abgestürzt. Wo genau, wollte er herausfinden. Claus-Dieter Spring, Leiter des Museums startete daraufhin einen Aufruf an Zeitzeugen. Mehr als 60 Hinweise gingen ein, und Spring begann die Ausstellung "Köpenick im Luftkrieg 1940-1945" vorzubereiten.
Die kleine Schau besteht aus etwa 15 Tafeln, die unter anderem über "Den Luftkrieg gegen Großbritannien", "...gegen Deutschland", Bomben auf Köpenick" und "Persönliche Erinnerungen" berichten. Große Karten kleben an den Wänden, auf denen mit roten Punkten die "mindestens neun Flugzeugverluste der Alliierten" auf Köpenicker Gebiet markieren.


So auch den Bereich im Wald an der Siedlung Elsengrund.. Reginald Wilson hat diese Stelle vor wenigen Tagen mit Frau und Tochter besucht. Der Hobby-Historiker Rüdiger Kaddatz aus Oranienburg war dabei und entdeckte ein paar zentimetergroße Wrackteile, die vom Flügel stammen. Anhand eines noch erkennbaren Stempels identifizierte er die Teile eines Halifax-Bombers. "Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um die Absturzmaschine von Wilson", erklärte Kaddatz. Das gekennzeichnete Stück übergab er jetzt dem Heimatmuseum..
Für Kriegsveteran Reginald Wilson, der damals als Navigator auf dem Kampfbomber eingesetzt war, ist damit die eigene Geschichtsaufarbeitung einen großen Schritt weiter gekommen. In der neuen Ausstellung hängt jetzt ein Bild des Engländers und ein Text mit seinen Erinnerungen an jene Schreckenszeit. "Versöhnung haben wir erlebt, und eines steht fest: So etwas soll nie wieder passieren", schreibt der 83-jährige.


Das Heimatmuseum will mit der Ausstellung vor allem jungen Menschen diesen Teil der Vergangenheit näher bringen. Zerbombte Wohnhäuser und Fabriken, Familien auf dem Weg in die Luftschutzkeller werden gezeigt.. Fakten verdeutlichen den Kriegs-Wahnsinn: Köpenick erlebte in der Nacht vom 28. zum 29. August 1940 den ersten Fliegeralarm". Verbände der Royal Air Force bombardierten die Ortsteile Müggelheim, Grünau und Köpenick-Stadt. Nach Angaben der Hauptluftschutzstelle beim Oberbürgermeister der Reichshauptstadt starben in Köpenick mindestens 501 Zivilisten an den Folgen des Luftkrieges, 448 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Reginald Wilson will sich demnächst in England mit den drei weiteren Überlebenden der Halifax treffen. "Ich werde ihnen ein paar kleine Wrackteile zeigen", sagt der Veteran.