Pressemitteilungen Oranienburger Generalanzeiger, 14.09.1999

 

 

Nicht namenlos bestatten

Marion Voigt

 

Arbeitsgruppe will Identität toter Soldaten klären / Menschliche Überreste gefunden

 

Das Schicksal der Besatzung eines englischen Flugzeuges, das zwischen Januar und März 1944 im Lehnitzer Forst abgestürzt ist, beschäftigt derzeit den Oranienburger Rüdiger Kaddatz und seine Mitstreiter.

Kaddatz befast sich mit Flugzeugabstürzen im Zweiten Weltkrieg in und um Oranienburg. Der Klärung der unbekannten Schicksale widmet er seit Jahren ein Großteil seiner Freizeit.

Im Frühjahr haben Kaddatz und seine Leute an der Absturzstelle einer Lancaster im Wald bei Lehnitz menschliche Überreste  gefunden. Seitdem versuchen sie in mühseliger Kleinarbeit, deren Identität zu klären.

"Eigentlich hatten wir die Absturzstelle vor zwei Jahren schon einmal untersucht, sind dann aber mit unseren Recherchen nicht weiter gekommen", berichtet Kaddatz. "Doch dann stießen wir dort auf eine Fallschirmschnur und weitere Spuren."

Da sie unter anderem auch menschliche  Knochen gefunden haben, wurde der Volksbund für Kriegsgräberfürsorge eingeschaltet. "Mit Unterstützung der Bundeswehr haben wir die menschlichen Überreste dann geborgen."

Rund 250 Stunden arbeitete die Gruppe vor Ort. Stück für Stück wurde das Erdreich abgetragen und durchgesiebt. "Den Knochenfunden zufolge sind hier mindestens zwei Menschen zu Tode gekommen", so Kaddatz. "Einer muss ein Heckschütze gewesen sein, denn er trug einen beheizbaren Anzug."

Demnächst"übernimmt " der Kriegsgräber-Volksbund die Skelett-Reste, um sie auf dem englischen Militärfriedhof in der Berliner Heerstraße bestatten zu lassen. "Sie sollen aber nicht namenlos bestattet werden. Wir möchten vorher ihr Schicksal klären", sagt Kaddatz. "Wir sind schon nah dran."

So weiß er, dass von den 7.366 Lancaster-Maschinen 19 zwischen Januar und März 1944 über Oranienburg als vermisst gemeldet wurden. Auch weiß er, dass einer der Toten älter als 30 Jahre gewesen sein muss, "was untypisch ist, denn die meisten Piloten waren nicht älter als 22 Jahre."

Sollten alle Recherchen vor Ort zu keinem Ergebnis führen, will der 45-jährige vielleicht ins Londoner Staatsarchiv fahren.

Wer sich mit Rüdiger Kaddatz in Verbindung setzen möchte, kann ihn unter der Telefonnummer (03301) 701733 anrufen.