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OBERHAVEL
David Sutherland hat seinen Vater nie kennen gelernt. Der Australier
Jack Sutherland starb am 29. Januar 1944, als sein Flugzeug nahe
Schmachtenhagen abgeschossen wurde. Er war 22 Jahre alt, sein Sohn
nur ein paar Monate. Gestern, fast 60 Jahre nach seinem Tod, wurden
Jack Sutherland und die übrigen
Besatzungsmitglieder auf dem
britischen Soldatenfriedhof in Berlin beigesetzt.
Die Oranienburger Arbeitsgemeinschaft (AG)
"Fliegerschicksale" hatte 1999 die Überreste der bis
dahin als vermisst geltenden Soldaten geborgen und identifiziert.
Drei Briten und vier Australier saßen in der abgeschossenen "Lancaster
ED 867". An sie erinnert seit gestern ein Gedenkstein an der
Absturzstelle.
Hier trafen sich vor der Beisetzung Angehörige, Mitglieder der AG,
Vertreter der britischen und australischen Luftwaffe sowie des
Lehnitzer Panzerartilleriebataillons 425. Die Bundeswehr hatte die
Bergungsarbeiten unterstützt. Mario Schulze und Rüdiger Kaddatz
von der AG berichteten den Angehörigen über ihre Arbeit. Nur
schwer konnten diese ihre Emotionen verbergen.
Zum
Bild: Zu Ehren der vor fast 60 Jahren abgeschossenen Soldaten
enthüllte der australische Chief of the Air Force Air Marshal
Angus Houston gestern einen Gedenkstein an der Absturzstelle.
Unter ihnen auch Claire Allett. Ihr Bruder Robert Ludlow kam bei dem
Absturz um. Sie wurde von Ian Ludlow begleitet, der von Australien
gekommen war, um seinen Onkel zu ehren. In "Downunder"
wird das Gedenken an die toten Soldaten besonders hoch gehalten.
Gemessen an der Einwohnerzahl, hat in beiden Weltkriegen kaum eine
Nation mehr Angehörige verloren. Claire Allett kann sich noch genau
an den Tag erinnern, an dem sie vom Absturz ihres Bruders erfuhr.
Noch immer trägt sie ein goldenes Kreuz um den Hals, das Robert ihr
aus Europa geschickt hatte. "Als ich hörte, dass er gefunden
sei, war meine erste Frage, ob man ihn nach Australien bringt",
sagte sie am Montag bei einem Treffen in der australischen
Botschaft. Das jedoch gestattet die australische Armee nicht. Also
kam Claire nach Deutschland, froh, endlich Abschied nehmen zu können.
Für David Sutherland bedeutete der gestrige Tag den ersten Kontakt
mit seinem Vater. Lange blickt er auf den Gedenkstein. "Das
bringt mich ihm näher", sagt er. Davids Mutter Edna blieb in
Australien. "Sie ist nicht stark genug. Die Emotionen wären zu
viel für sie." Doch auch sie sei froh, dass die Ungewissheit
über den Tod ihres Mannes nun ein Ende hat. dns
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