Pressemitteilungen Oranienburger Generalanzeiger 16.07.2003        Anja Klein

 

Rote Blumen zum Abschied


Gedenkstein für australische und britische Soldaten in Lehnitz enthüllt

 

 

Lehnitz   Kleine rote Blumen hält eine Gruppe von Männern und Frauen - einige von ihnen sind in die Jahre gekommen - in ihren zittrigen Händen. Nie hätten sie gedacht, dass sie einmal in ihrem Leben nach Lehnitz im Landkreis Oberhavel sein werden. Denn die Männer und Frauen kommen aus Australien und England. Doch das Schicksal nahm am 20. Januar 1944 einen anderen Verlauf. Gegen 3:25 Uhr wird eine alliierte Lancaster - Maschine mit einer sechsköpfigen Besatzung über Schmachtenhagen abgeschossen und stürzte in Lehnitz ab. Heute erinnert nur noch eine kniehohe Senke, in der sich alte Metallteile und Gummireste befinden, an den Absturz der Maschine. Die Besatzung der Lancaster flog bereits den 27.Flug. Nur noch drei hätten sie überstehen müssen, um nach Hause zu kommen ...Dann wäre die Verwendung vorbei gewesen.

Wir vermuten, dass die Maschine von einem Jäger abgeschossen wurde, erklärt Rüdiger Kaddatz von der Oranienburger Arbeitsgemeinschaft Fliegerschicksale. 1997 wurde diese auf den Fall aufmerksam. Jahrelange Recherchen führten schließlich zur Klärung des Falls ( wir berichteten). Wir konnten den vier australischen und den zwei britischen Soldaten einen Namen geben. Die Angehörigen kommen vom anderen Ende der Welt, um von den bislang Vermissten, Abschied zu nehmen, berichtet Rüdiger Kaddatz, Gründer der Arbeitsgemeinschaft. Bei ihrer Arbeit wurden sie tatkräftig von der Bundeswehr unterstützt.

Gestern wurde zur Erinnerung an die verschollenen Soldaten ein Gedenkstein auf dem Schießplatz der Lehnitzer Kaserne enthüllt.

Auf diesen Moment haben viele der Angehörigen gewartet. Langsam liefen sie durch den Sand direkt auf den Stein zu und legten ihre Blumen nieder. Noch einmal berührten sie mit ihren Fingern den erdfarbenen Gedenkstein mit der Aufschrift "In Memory"

Nach 60 Jahren des Wartens - bis der Verbleib ihrer Angehörigen geklärt werden konnten - wurden am späten Nachmittag die sterblichen Überreste der sechsköpfigen Besatzung der Lancaster auf dem Britischen Soldatenfriedhof in Berlin-Charlottenburg beigesetzt.