Pressemitteilung Die Welt, 05.02.2003

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gedenkfeier für 1945 tödlich verunglückten Piloten

von Kathrin Klinkusch

Malz - Fast 60 Jahre lang stand der Name von Jacques Groensteen auf der Liste der Vermissten des Zweiten Weltkrieges. Nun ist das Schicksal des Belgiers geklärt: Der 22 Jahre alte Pilot der britischen Luftwaffe ist kurz vor Kriegsende, am 20. April 1945, mit seinem Jagdflugzeug im Norden Brandenburgs tödlich verunglückt. Heute gibt es ihm zu Ehren eine offizielle Gedenkfeier in der Kirche des Ortes Friedrichsthal, der in der Nähe des Absturzortes liegt. Dazu werden auch die Verwandten des toten Belgiers erwartet.

"Nach Augenzeugenberichten und Recherchen gehen wir davon aus, dass Groensteen bei der Verfolgung eines deutschen Kampfflugzeuges zu tief geflogen war und vermutlich in eine Hochspannungsleitung geraten ist", sagt der belgische Verteidigungsattache Yvan Vandenbosch. Groensteens Flugzeug sei auf eine Wiese in einem Waldstück bei Malz, einem kleinen Dorf rund 30 Kilometer nördlich von Oranienburg (Oberhavel), gestürzt. Erst bei Forstarbeiten im Jahr 2000 wurden Teile der Maschine und später auch Knochen entdeckt, die zur Identifizierung führten.

Der belgische Pilot war nach Angaben Vandenboschs während des Kriegs nach England geflohen und kämpfte für die Alliierten gegen die Nazis. Der letzte lebende Angehörige ist ein 80 Jahre alter Neffe. Er und seine Familie, die aus der Nähe der Stadt Verviers stammen, werden nach Friedrichsthal kommen. Sie haben ein Foto des jungen Mannes bei sich, das neben den Sarg und den Orden des Piloten aufgestellt werden soll.

Rüdiger Kaddatz wird auch an der Gedenkfeier für Jacques Groensteen teilnehmen. Denn ihm sowie Mario Schulze und Uwe Rathenow ist es zu verdanken, dass der Pilot Groensteen nicht länger als vermisster Soldat gilt. Die drei Brandenburger gründeten 1998 die AG Fliegerschicksale. Sie befassen sich mit Flugzeugabstürzen in der Region um Oranienburg. In ihrer Freizeit suchen die drei Hobby-Historiker nach Flugzeugteilen und nach Hinweisen auf vermisste Personen. Von Forstarbeitern auf die Wrackteile der Maschine von Groensteen aufmerksam gemacht, begannen sie mit der gezielten Recherche. Neben Teilen des Flugzeuges fanden sie auch dessen Fliegerbrille sowie Teile der Sauerstoffmaske.

Zu der Zeremonie zu Ehren Groensteens in Friedrichthal werden auch der belgische Botschafter in Berlin, Lode Willems, Offiziere und Kriegsveteranen sowie der Pfarrer des heute noch bestehenden 350. Squadron Royal Airforce, Groensteens Fliegerstaffel, erwartet. Im Anschluss daran soll der Sarg mit den sterblichen Überresten des Piloten nach Brüssel gebracht werden und dort von dem belgischen Verteidigungsminister in Empfang genommen werden. Bei einer letzten Ehrung werden die Gebeine Groensteens auf dem Brüssler Luftwaffenfriedhof beigesetzt.

 

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