Zeitzeugen
gesucht
Historiker rekonstruieren Abstürze
von Helge Treichel
Oranienburg-Land -
Flugzeugabstürze im Oranienburger Umland sind die Spezialität von Mario
Schulze und seinem kleinen Team von Geschichtsforschern. Die
Freizeithistoriker finden immer wieder neue Hinweise auf Absturzstellen -
in Archiven, auf Luftbildern oder auf Äckern, Wiesen und Wäldern. 41
Absturzstellen sind der Gruppe im näheren Umfeld bekannt.
Aber den jeweiligen
Flugzeugtyp und das Herkunftsland zu ermitteln ist nur ein
Interessengebiet der Forschergruppe. Viel kniffliger und interessanter
wird es für sie, wenn es um Namen der Besatzungsmitglieder, den Zeitpunkt
des Absturzes sowie um dessen Umstände geht. An einem solchen Fall
recherchiert Mario Schulze derzeit mit besonderer Intensität. Ihm nämlich
ist es gelungen, zwei unterschiedliche Abstürze - eine deutsche Focke
Wulf Fw 190 nördlich von Nassenheide und eine britische Spitfire
bei Malz - miteinander in Verbindung zu bringen. Nach seinem mühsam
erarbeiteten Kenntnisstand sind sich die gegnerischen Flugzeugverbände
noch während der letzten Kriegstage begegnet, am 20. April 1945.
Die deutschen Flieger waren
gegen Abend von Prenzlau aus gestartet, um russische Panzerverbände südlich
von Berlin zu bombardieren. Genau auf Gegenkurs befanden sich die
Jagdflugzeuge der Briten, weshalb es zu einem Luftkampf kam. In den verfügbaren
Quellen ist ein Funkturm bei Oranienburg als Ortsangabe vermerkt.
Zehlendorf kommt ebenso in Frage wie der Bunker bei Friedrichsthal, der
seiner Zeit zu einer militärischen Sendeanlage gehörte.
Um die Ereignisse im
Luftraum um Oranienburg noch detaillierter rekonstruieren zu können,
sucht Mario Schulze mögliche Zeitzeugen. Die sind allerdings rar gesät,
weiß der 33-Jährige, "denn am Tag zuvor waren russische Verbände
auf den Seelower Höhen durchgebrochen und die Leute befanden sich
meistens auf der Flucht".
Sogar die Zeit der
Ereignisse ist den Forschern recht genau bekannt, denn sie fanden die
Armbanduhr eines belgischen Piloten. Die eingebrannten Zeiger auf dem
Ziffernblatt zeigen auf 19.34 Uhr. "Mit näheren Schilderungen könnten
wir den Fall aufklären", ist Schulze überzeugt. Nach seiner
Rekonstruktion der Flugrouten könnten die Ereignisse von folgenden Orten
aus zu sehen gewesen sein: Freienhagen, Nassenheide, Malz, Neuholland,
Liebenwalde, Zehlendorf, Bernöwe.
Wer also die Geschichte
erlebt oder von den Großeltern gehört hat, der kann sich bei Mario
Schulze melden. Der Oranienburger ist unter 03301/532009 oder 0174/2678195
zu erreichen.
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