Pressemitteilung Märkische Allgemeine, 25.08.2001

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zeitzeugen gesucht

Historiker rekonstruieren Abstürze

von Helge Treichel

Oranienburg-Land - Flugzeugabstürze im Oranienburger Umland sind die Spezialität von Mario Schulze und seinem kleinen Team von Geschichtsforschern. Die Freizeithistoriker finden immer wieder neue Hinweise auf Absturzstellen - in Archiven, auf Luftbildern oder auf Äckern, Wiesen und Wäldern. 41 Absturzstellen sind der Gruppe im näheren Umfeld bekannt.

Aber den jeweiligen Flugzeugtyp und das Herkunftsland zu ermitteln ist nur ein Interessengebiet der Forschergruppe. Viel kniffliger und interessanter wird es für sie, wenn es um Namen der Besatzungsmitglieder, den Zeitpunkt des Absturzes sowie um dessen Umstände geht. An einem solchen Fall recherchiert Mario Schulze derzeit mit besonderer Intensität. Ihm nämlich ist es gelungen, zwei unterschiedliche Abstürze - eine deutsche Focke Wulf  Fw 190 nördlich von Nassenheide und eine britische Spitfire bei Malz - miteinander in Verbindung zu bringen. Nach seinem mühsam erarbeiteten Kenntnisstand sind sich die gegnerischen Flugzeugverbände noch während der letzten Kriegstage begegnet, am 20. April 1945.

Die deutschen Flieger waren gegen Abend von Prenzlau aus gestartet, um russische Panzerverbände südlich von Berlin zu bombardieren. Genau auf Gegenkurs befanden sich die Jagdflugzeuge der Briten, weshalb es zu einem Luftkampf kam. In den verfügbaren Quellen ist ein Funkturm bei Oranienburg als Ortsangabe vermerkt. Zehlendorf kommt ebenso in Frage wie der Bunker bei Friedrichsthal, der seiner Zeit zu einer militärischen Sendeanlage gehörte.

Um die Ereignisse im Luftraum um Oranienburg noch detaillierter rekonstruieren zu können, sucht Mario Schulze mögliche Zeitzeugen. Die sind allerdings rar gesät, weiß der 33-Jährige, "denn am Tag zuvor waren russische Verbände auf den Seelower Höhen durchgebrochen und die Leute befanden sich meistens auf der Flucht".

Sogar die Zeit der Ereignisse ist den Forschern recht genau bekannt, denn sie fanden die Armbanduhr eines belgischen Piloten. Die eingebrannten Zeiger auf dem Ziffernblatt zeigen auf 19.34 Uhr. "Mit näheren Schilderungen könnten wir den Fall aufklären", ist Schulze überzeugt. Nach seiner Rekonstruktion der Flugrouten könnten die Ereignisse von folgenden Orten aus zu sehen gewesen sein: Freienhagen, Nassenheide, Malz, Neuholland, Liebenwalde, Zehlendorf, Bernöwe.

Wer also die Geschichte erlebt oder von den Großeltern gehört hat, der kann sich bei Mario Schulze melden. Der Oranienburger ist unter 03301/532009 oder 0174/2678195 zu erreichen.