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von Axel Knopf
Das zerbeulte Schild
ist nur wenige Zentimeter groß und passt in jede Hosentasche. "Type
Halifax II" steht drauf. "Es gibt keinen Zweifel", sagt Mario
Schulze. Am östlichen Rand des Lehnitzer Bundeswehr-Schießplatzes hat die
Oranienburger Arbeitsgemeinschaft Fliegerschicksale den Ort ausgemacht, wo
in der Nacht vom 20. zum 21. Januar 1944 der viermotorige englische Bomber
abgestürzt ist. Bisher gab es nur vage Kenntnisse.
Erneut ist die Arbeitsgemeinschaft um Mario Schulze und Rüdiger Kaddatz
dabei, einen ungeklärten Fall zu lösen. Laut englischen Unterlagen sollen
beim Absturz sechs der sieben Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen und örtlich
bestattet worden sein. Nur wo, dass ist unbekannt.
Einer der Fälle, die die Oranienburger bereits aufgeklärt haben, ist der
Absturz eines US-Bombers bei Germendorf im Mai 1944. Die Angehörigen des
toten "Tornado"-Piloten wollen heute den Unglücksort besuchen.
Der Neffe und seine Familie sind gestern aus den USA angereist. Dass sie nur
einen Tag nach den D-Day-Feiern in Frankreich gekommen sind, ist allerdings
Zufall, weiß Rüdiger Kaddatz. Die
Halifax-Absturzstelle im Wald bei Wensickendorf, der noch zum Lehnitzer Übungsplatz
gehört, hat Mario Schulze in einem Londoner Archiv auf einem Luftbild
entdeckt. Die Aufnahme war drei Monate nach dem Abschuss gemacht worden. Ein
kleiner weißer Fleck auf dem Bild kam Schulze "verdächtig vor".
Er vermutete, dass es sich um die Absturzstelle handelte. Vor Ort ist sein
Verdacht schnell bestätigt worden. Neben dem Typenschild fanden die
Oranienburger noch Plexiglas, eine Tragflächenverbindung und die Stoppuhr
des Bombenschützen.
Nun wollen die Oranienburger mit Hilfe von Zeitzeugen herausfinden, wo die
Toten beerdigt wurden. Die Soldaten könnten auf einem umliegenden Friedhof,
aber auch an der Unglücksstelle begraben worden sein. Mario Schulze hofft,
nach Abschluss der Recherche den Angehörigen des Bombenschützen die
Stoppuhr übergeben zu können. Bis dahin sei es aber noch ein weiter Weg.
Der Pilot des in Germendorf abgestürzten US-Bombers war zuerst im Dorf
begraben und dann 1952 in die USA überführt worden.
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