Nach 58 Jahren Rückkehr in die Heimat

 

Anfang Oktober 2001 kehrten wir von unserer zweiten Studienreise aus London zurück. Im Gepäck hatten wir die entgültigen Beweise, um die Spitfire-Teile, die bei Malz geborgen wurden, einer Spit der Baureihe Mk.XIVb zuordnen zu können. Im Archiv des Royal Air Force Museum in Hendon bekamen wir die Gelegenheit die Partlists und Wartungshandbücher der Mk.XIV genauer zu studieren. Mr.Peter Elliott, vom Department of Research and Information Services des Museums war äußerst hilfreich bei der Recherche. Ein Teil fand besonderes Interesse bei ihm. Es war ein Stück verbogenes Aluminium mit der Baugruppen-Nummer: 35653 (Mk.XXI (?) -         Funkausrüstung) mit der Bleistiftaufschrift 686. Wir erinnern: Groensteens Spitfire hatte die Serien-Nummer NH686. Im Imperial War Museum in Duxford bekamen wir die Gelegenheit die Spitfire Mk.XIV der Old Flying Mashine Company in völlig "ausgezogenem" Zustand zu begutachten. Das bedeutet alle Verkleidungen des Motors und sämtliche Wartungsklappen waren geöffnet und gewährten uns Einblicke in jedes noch so kleine Detail dieser Spitfire.   

Nachdem wir zurückgekehrt waren baten wir den Australischen Verteidigungs-Attaché Navy Captain MacKinnel, zu dem wir seit der Recherche zu ED867 ein gutes Verhältnis hatten, um Vermittlung zum Belgischen Attaché in Berlin. Ihm wurde Anfang Oktober ein mehrere Seiten starkes Dokument zugesandt, das über den Fund informierte. Eine Reaktion erfolgte prompt. Oberst Maurice Reynders, der Belgische Attaché in Berlin, informierte uns darüber, dass er unsere Informationen nach Belgien überstellt hat und uns nach einer Rückmeldung aus dem Belgischen Verteidigungsministerium aufsuchen wolle. Dies geschah am 31.Oktober 2001. Wir berichteten ihm über unseren Verdacht und die Recherchen, des weiteren besichtigte er die Absturzstelle. Im Anschluss an diese vierstündige Tour war auch er restlos überzeugt, dass der W/O Groensteen hier sein Leben verloren hatte und nicht wie bisher vermutet im Raum Neuruppin. Oberst Reynders schickte seine Untersuchungsergebnisse nach Belgien und teile uns später mit, dass das Belgische Ministerium eine Untersuchungskommission gebildet hatte. Im Februar 2002 erfolgte ein zweiter Besuch von Oberst Reynders bei unserer Gruppe, um noch offene Fragen zu klären. Dabei teilte er uns mit, dass er in den Ruhestand verabschiedet wird. Doch unser Bangen, ob sein Nachfolger den gleichen Enthusiasmus in diesem Fall zeigt wie er, wurde schnell bei Seite gewischt. Kurz nach seiner Amtsübernahme meldete sich Oberst Ivan Vandenbosch, der neue Belgische Attaché bei unserer Gruppe und bekundete sein Interesse diesen Fall zu einem guten Abschluss zuführen. 

Im Spätsommer 2002 wurde unsere Gruppe darüber informiert, dass auch die belgische Untersuchungskommission zu dem Ergebnis gekommen sei, dass die Spitfire von Malz die Maschine von W/O Groensteen sein muss und nun eine Möglichkeit gefunden werden soll, die wenigen sterblichen Überreste des Piloten, die inzwischen an der Absturzstelle vom Amt Oranienburg-Land geborgen wurden, nach Belgien zu überführen. Die Regelung der rechtlichen Angelegenheiten dauerten noch bis zum Ende des Jahre. Doch wurden Anfang 2003 mit der Organisation einer feierlichen Übergabe der sterblichen Überreste an die Belgische Nation begonnen.

Am 5. Februar 2003 war es dann so weit. Die sterblichen Überreste von Jacques Groensteen wurden in einem kleinen Sarg gelegt. Mit der Nationalfahne Belgiens bedeckt, wurde dieser Sarg in der Kirche von Friedrichsthal aufgebahrt. Auf ihm ruhten ein Bildnis Groensteens, dass die Angehörigen mitgebracht hatten und die Orden, die ihm während des Krieges oder Posthum verliehen worden waren. 

          

Im Beisein des Belgischen Botschafters, der wenigen Familienangehörigen des Piloten, hochrangiger Militärs, sowie zahlreicher Besucher und einem großen Aufgebot der Belgischen und Deutschen Medien wurde in einer bewegenden Zeremonie um diesen Menschen getrauert. Am Nachmittag wurde der Sarg mit den sterblichen Überresten Jacques Groensteens nach Belgien überführt. Auf dem Flugplatz in Brüssel wurde dieser vom Belgischen Verteidigungsminister Flahaut mit militärischen Ehren empfangen und auf den Friedhof Everè überführt, wo er bis zur Beisetzung aufgebahrt wurde.Nach fast 58 Jahren ist der Belgier Jacques Groensteen wieder in seine Heimat zurückgekehrt.

Am 8. April 2003 wurden die sterblichen Überreste des Belgischen Jagdfliegers in einer bewegenden Zeremonie in der Abteilung der gefallenen Belgischen Piloten des 2. Weltkrieges beigesetzt. 

       

      

Er fand seine letzte Ruhe in dem Grab seines Bruders Claude Groensteen, der ein halbes Jahr vor ihm sein Leben bei einem Flugunfall in Kanada verlor. Die Familie Groensteen verlor beide Söhne in diesem Krieg und mit dem Tod der Eltern starb dieser Familienzweig aus. Ein Schicksal, das tausende andere Familien in diesem verdammten Krieg und den unzähligen folgenden Konflikten ereilte.

Es möge uns eine Mahnung sein.    

 

Nachtrag

Im Anschluss an die Beisetzung in Brüssel wurden wir nach Florennes, dem Fliegerhorst des noch existierenden 350. Squadron, eingeladen. Wir konnten u.a. die Leitzentrale und den Flugsimulator in Augenschein nehmen. Probesitzen in einer startbereiten F16 war ebenfalls angesagt.